Vasa Sacra

Wikipedia spricht von "Liturgischem Gerät", auf Latein hört sich das irgendwie würdiger an: Vasa Sacra.

Im Laufe der Jahre haben auch die Kulturgottesdienste das ein oder andere "Gerät" bekommen. Und zu diesen Geräten gehören auch Geschichten, wie und warum sie bei uns gelandet sind.

Unsere Reisekanzel.

Einem befreundeten Kunsthistoriker zufolge aus dem späten 16. Jahrhundert.

Ein Geschenk Amsterdamer Hausbesetzer für eine Weihnachtspredigt (Die sie hier nachlesen können).

 

Unsere Glocke

"Ey, wenn du schon eine Kanzel hast, brauchst du doch auch eine Glocke" - so die Behauptung von Eddie Egal vom "Büro für brenzlige Angelegenheiten". "Ich hab da eine Idee für euch".

 

Und da Eddie als einer der besten Feuerkünstler Europas gilt (und den heißesten Gottesdienst der Kirchengeschichte bei den Kulturgottesdiensten befeuert hat), hatte seine Bauanleitung nicht viel mit Schillers Gedicht zu tun.

 

Eine alte Gasflasche. Ventil abdrehen, Boden wegflexen und einen Schwengel reinschweißen und dann Bimbamhallelujadingdong.

 

Eine der ganz regelmäßigen Teilnehmerinnen der Kulturgottesdienste hat ein Gedicht verfasst zu unserer Glocke:

 

 

Die Kirche mit der ihr eigenen Geschichte

erscheint auch nicht nur in strahlendem Lichte.

Sie ist eine Gemeinschaft, das will ich nicht verhehlen,

die getragen wird von Menschen, die auch Fehler quälen.

Ein jeder bemüht sich, sein Bestes zu geben

beim Mitgestalten von kirchlichem Leben.


Sollt' es mal sein, dass etwas schiefgegangen,

ruft die Glocke alle wieder zusammen!

Beim Läuten wurde früher notgedrungen

tatkräftig der Glockenstrang geschwungen.

Heute genügt meist am Schalter ein leichter Knopfdruck,

und die bewährte Glocke ertönt - ruck zuck!


Bei allen Wandlungen rundherum

bleibt immer aktuell das Evangelium!

Die Umstände ändern sich, was Wert hat, das bleibt,

es füllt seinen Platz aus - unabhängig von der Zeit!

Ein Bindeglied zum Göttlichen soll uns die Verkündigung sein.

der Klang der Glocke lädt zur inneren Einkehr ein.


"Bei dir ist die Quelle des Lebens, und in deinem Lichte sehen wir das Licht",

Vertrauen hat, wer diese Worte aus dem Herzen heraus spricht.

Wer sich Gott nah fühlt, der ist nie allein,

mag es im Leben auch manchmal dunkel sein.

Bei allem, was auch immer geschehen mag,

Gott hat zu uns Menschen JA gesagt!


Sigrun Reimer

 

Taufkanne

Am Samstag des ersten Kulturgottesdienstes in Cuxhaven war Flohmarkt auf dem Parkplatz der Martinskirche. und dort war diese Taufkanne feil für 10 €. Da kann man nicht vorübergehen.

 

Da wir  gerne innovativ arbeiten, bei den Sakramenten aber unsere "konservative Insel" haben, kam die Taufkanne erst für drei Täuflinge in einem Kulturgottesdienst in Einsatz.

Abendmahlskelch

 

Ein Geschenk zur Ordination.

Ein kleine Stanzung gibt 1824 als Entstehungsdatum an. Der Kelch stammt ursprünglich aus einer griechisch-orthodoxen Kirche.

Wenn auch schon oft verwendet, so doch nie in einem Kulturgottesdienst.

Die Lutherische Kirche kennt nur zwei Sakramente, Taufe und Abendmahl und wir haben uns entschieden, mit den Sakramenten ganz traditionell und konservativ umzugehen. Vielleicht ist ein Kulturgottesdienst nicht der richtige Moment für ein Abendmahl. Das hat auch etwas mit dem Respekt vor unseren Besuchern zu tun, denn viele der regelmässigen Gottesdienstteilnehmer verstehen sich nicht (oder nicht mehr) als Christen. Zu den Kulturgottesdiensten kommen auch Menschen, die nie getauft wurden und für die unsere Reihe der erste selbstgewählte Kontakt mit Religion darstellt. Wir möchten niemanden in die Zwangslage versetzen, nicht sicher zu wissen, ob die Einladung auch für sie gilt.

Vielleicht braucht es einen Kulturgottesdienst zum Abendmahl, damit wirklich frei entschieden werden kann, ob man am Mahl teilnehmen möchte oder nicht.

 

Was dieser Kelch aber schon erlebt hat, dass ist ökumenisches Abendmahl.

Ein langjähriges Projekt meiner Herkunftsgemeinde ist der Wiederaufbau der Marienkirche im polnischen Chojna, dem damaligen Königsberg/Neumark. Zu dem jährlichen Treffen gehört ein ökumenischer Gottesdienst, der von katholischer Seite immer sehr prominent besetzt ist und am nächsten Tag ein Evangelischer Gottesdienst in deutscher Sprache. Zu letzterem kommen auch immer einige Besucher der katholischen Gemeinde. Und selbstverständlich gilt unsere Einladung zum Abendmahl auch für unsere katholischen Schwester und Brüder. In den ersten Jahren kamen sie eher zögerlich und etwas unsicher, ob das denn auch rechtens sei. Nach katholischer Lehre ist es das nicht. Als Protestant wüsste ich jedoch nicht, warum das nicht möglich sei.

Und so feiern wir seit Jahren fröhlich gemeinsam Abendmahl, während der Erzbischof ein paar Häuser weiter noch am Frühstückstisch sitzt.

Und wissen Sie was: Obgleich wir offizell seit einem halben Jahrtausend keine Abendsmahlgemeinschaft mit den Katholiken haben, hat die Welt nicht aufgehört sich zu drehen.

Das Kreuz der Kulturgottesdienste

 

Ein Geschenk eines pensionierten Kollegen, nachdem er das - in seinen Worten "poplige" - Altarkreuz bei unseren erstem Kulturgottesdienst im Zirkuszelt gesehen hat.

 

Wahrscheinlich aus einer russisch-orthodoxen Tradition. Was uns daran so gut gefällt: Der Jesus sieht aus, als wollte er die ganze Welt umarmen.

 

"Unsere" Kirche

Eigentlich nicht unsere, sondern das Zelt des Pigletcircus. Aber seit wir jedes Jahr auf der Tournee dieses Circusses auch Kulturgottesdienste halten dürfen, fühlt es sich zumindest an wie "Unsere Kirche"